Aktuelles

Komplexitätsmanagement als exzellente Expertise am RWTH Aachen Campus

FREEP!C

In unserem Portfolio an Weiterbildungsveranstaltungen ist das Thema Komplexitätsmanagement, allen voran durch unsere Kooperation mit dem Center der Complexity Management Academy, stark vertreten. Wir haben mit dem Prokuristen Herrn Matthias Mertens gesprochen, um herausfinden, was seinen Bereich so relevant für die industrielle Produktionstechnologie macht:  

Herr Matthias Mertens, Sie sind Prokurist der Complexity Management Academy – auf welche Art von Herausforderungen bietet Ihr Unternehmen seinen Kund:innen Antworten, die zum Erfolg führen?

Wir haben die Complexity Management Academy 2013 mit dem Ziel gegründet, Industrie und Forschung näher zusammenzubringen. Unser Leistungsangebot umfasst im Wesentlichen drei Säulen: Weiterbildung, Austausch und Beratung. Auf diese Art und Weise wollen wir Unternehmen dazu befähigen, die Komplexität in ihrem jeweiligen Umfeld zu verstehen, zu beherrschen und als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Die zu adressieren Herausforderungen sind dabei divers und erstrecken sich von zu geringen Absatzmengen und fehlender Transparenz über Kundenwünsche, zu hohe Herstellkosten und Inkonsistenz in der digitalen Durchgängigkeit der IT-Systeme bis hin zu fehlenden Abkündigungsprozessen auslaufender Produktvarianten.

Komplexität und Komplexitätsmanagement sind weite Felder – können Sie es für unsere Leser:innen konkretisieren? Was genau fällt unter diese Begriffe aus Ihrer Perspektive? Welche Rolle nimmt es auf der Ebene von Führungskräften ein?

Im Kontext produzierender Unternehmen wird maßgeblich zwischen externer Komplexität, z.B. Kundenanforderungen und Marktkomplexität, sowie interner Komplexität, z.B. Produkt- und Prozesskomplexität, unterschieden. Da diese im direkten Zusammenhang stehen, besteht die Aufgabe des Komplexitätsmanagements in dem optimalen Abgleich zwischen der externen und internen Komplexität. Das Komplexitätsmanagement umfasst demnach die Gestaltung, Steuerung und Entwicklung der Vielfalt der Produkte, Prozesse und Ressourcen im Unternehmen. Hierdurch wird die Fähigkeit angestrebt, die Vielfalt in allen Wertschöpfungsstufen so zu beherrschen, dass ein maximaler Beitrag zum Kundennutzen bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellung erzielt werden kann. Werkzeuge können in diesem Kontext zum Beispiel Produktbaukästen oder Modularisierungsansätze sein.

Zur Beherrschung der Komplexität im Unternehmen ist eine durchgängige Transparenz über Marktanforderungen, das Produktportfolio und den Status einzelner Varianten unerlässlich. Das Komplexitätsmanagement muss ganzheitlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette verstanden sowie mit der übergeordneten Strategie des Unternehmens abgeglichen werden und in den Prozessen und der Organisation von Unternehmen verankert sein. Für jedes Unternehmen gilt es, die individuell wirksamsten Stellhebel des Komplexitätsmanagements zu identifizieren und die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Die Aufgabe von Führungskräften ist es Bewusstsein von Komplexität zu schaffen und das Komplexitätsmanagement strategisch zu verankern.

 

Sich mit Kostentreiber auseinandersetzen, klingt nicht nach „jedermanns Leidenschaft“ – warum ist das Thema dennoch so essentiell? Mit welchen Vorteilen geht ein:e Teilnehmer:in aus einer entsprechenden Weiterbildung raus?

In vielen produzierenden Unternehmen ist nach wie vor ein Handlungsmuster zu beobachten, das wir den Teufelskreis der Komplexität nennen. Ein stagnierender oder rückläufiger Absatz resultiert oftmals im Drang zur Erschließung neuer Marktsegmente durch neue Produkte und Produktvarianten, was eine Erhöhung der internen Komplexität bewirkt. Die Komplexitätskosten dieser neuen Varianten werden häufig per Zuschlagskalkulation auf sämtliche Varianten verteilt. Hierdurch verlieren die Standardvarianten ihre Wettbewerbsfähigkeit. In der Konsequenz ist ein sinkender Absatz zu verzeichnen, dem wiederum durch den Versuch der Erschließung neuer Marktsegmente begegnet wird. Die Auseinandersetzung mit den einzelnen Kostentreibern, z.B. neue Materialnummern, Software oder Werkzeuge hilft bei der Schaffung von Transparenz und ermöglicht eine verursachungsgerechte Zuordnung der im Unternehmen entstandenen Kosten zu den jeweiligen Produktvarianten. Eine Quersubventionierung von Exotenvarianten durch Standardvarianten kann so vermieden werden. Teilnehmer:innen erlernen in unseren Weiterbildungsformaten die hierfür erforderlichen Grundlagen sowie die methodischen Vorgehensweisen.

Ein weiteres Traditionsthema der CMA ist die Baukastengestaltung – was macht es noch so aktuell?

Die Baukastengestaltung und einhergehend die Modularisierung von Produkten ist heute aktueller denn je. Ziel hierbei ist das Angebot der richtigen Produkte am Markt bei gleichzeitiger Beherrschung der internen Prozesse. Anforderungen an das Produkt werden immer mehr durch kundenindividuelle Wünsche sowie gesetzliche Vorgaben auch zur Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft beeinflusst. Wir sehen das Potenzial, dass eine gesteigerte Modularität die Kreislaufwirtschaft begünstigt, da Komponenten gezielt getrennt, aufbereitet oder wiederverwendet werden können, wenn das Produkt sein eigentliches Lebensende erreicht. Zudem steigt die Relevanz der integrierten Produkt- und Prozessbaukastengestaltung, um z.B. Remanufacturing-Konzepte gezielt in die Praxis zu überführen.

Sie leiten auch die Abteilung Innovationsmanagement und erforschen bzw. entwickeln Methoden, wie man als Unternehmen seine innovativen Produkte nachhaltig zum Erfolg führt. Wie ist in diesem Kontext das Komplexitätsmanagement dort zu verorten?

Die Abteilung Innovationsmanagement erforscht Konzepte und Methoden, die von der Idee bis zur Realisierung nachhaltiger Innovationen reichen. Hierzu haben wir die Abteilung in drei thematische Schwerpunkte unterteilt: Entwicklungsmanagement, Komplexitätsmanagement und Data Intelligence Management. Zudem bietet die Anlauffabrik, welche wir verantworten, die Möglichkeit Prototypenbau jeglicher Art umzusetzen. Das Entwicklungsmanagement nimmt die Prozesssicht ein und forciert Themenfelder wie Ideenfindung und -bewertung, Wertstrom- und Prozessanalyse, Entwicklungsprozessgestaltung,agile Produktentwicklung und die Strategieentwicklung im Kontext Entwicklung und Innovation. Das Komplexitätsmanagement setzt den Fokus auf das Produkt und umfasst Themen wie Produkt- und Portfoliomanagement, Modularisierung und Baukastengestaltung, Konfigurationsmanagement oder Komplexitätskostenanalyse. Sowohl das Entwicklungs- als auch das Komplexitätsmanagement werden im Zuge der Digitalisierung durch das Data Intelligence Management befähigt. Hierfür bearbeiten wir unter anderem die Themen Market Intelligence, Systems Engineering, digitale Produktentwicklung sowie Nutzungsdatenanalyse. Ergänzend verfolgen wir mit der Anlauffabrik und dem  Prototypenbau das Ziel der frühzeitigen, entwicklungsbegleitenden Konzept- und Produktvalidierung zur Beschleunigung des Entwicklungsprozesses sowie schnellen Reaktion auf erforderliche Änderungen. Der Prototypenbau ist somit ein wesentliches Instrument, innovative Ideen und Konzepte zu validieren und deren Machbarkeit sicherzustellen.  

Das Komplexitätsmanagement wird im Kontext Innovation dann wichtig, wenn trotz immer neuer Innovationen Skaleneffekte zum Beispiel durch Baukästen oder Gleichteilestrategien erreicht werden sollen. Aber auch das Thema Continuous Innovation, also immer neue Innovationen bei bereits in der Nutzungsphase befindlichen Produkten z.B. auch über Hardwareupdates zu realisieren, kann nur über initial modular entwickelte Produktarchitekturen sichergestellt werden.

„Variantenvielfalt“ gehört zu den Grundbegriffen in der Forschung Ihrer Abteilung – was können wir uns darunter vorstellen? Haben Sie konkrete Beispiele?

Variantenvielfalt meint die Anzahl unterschiedlicher Komponenten-, Baugruppen- oder Endproduktvarianten. Der Nutzen der Variantenvielfalt liegt maßgeblich in der Adressierung der Anforderungen unterschiedlichster Kunden und Marktsegmente. Gleichwohl entstehen auch Aufwände, beispielsweise durch eine oftmals jahrzehntelang erforderliche Ersatzteilbereitstellung. Die Beherrschung der Variantenvielfalt ist dabei essentiell, vor allem da systematische Abkündigungsprozesse in Unternehmen selten gelebt werden. Das datenbasierte Portfolio- und Variantenmanagement sollte aufgrund dessen immer mehr in den Fokus rücken. Wir arbeiten hier viel mit automatisierten Entscheidungsbäumen zur Variantenklassifizierung und entsprechenden Dashboard für das Controlling dieser.

Noch etwas, dass unsere Leser:innen über Sie oder über die Complexity Management Academy wissen sollten?

Die Complexity Management Academy bietet die einmalige Chance, mit Expert:innen verschiedenster Fachdisziplinen in den Austausch zu gehen. Durch regelmäßige Fokusgruppen bestehend aus Partnern der Industrie und Forschung ist die Diskussion hochaktueller Fragestellungen gewährleistet. Dies wiederum sorgt dafür, dass die Weiterbildungsangebote die relevanten Herausforderungen der produzierenden Industrie adressieren und Lösungsansätze liefern. Im Kontext der Nachhaltigkeit und Digitalisierung erachten wir den Mehrwert für unsere Community als besonders hoch, da sich Methoden, Richtlinien und Gesetze gerade erst finden und nicht bereits die eine, allumfassende Lösung existiert. Eine Übersetzung in den jeweiligen Anwendungskontext unterstützen wir dabei aktiv.

🐣 Osterüberraschung:
15 % Rabatt auf alle Kurse!

Sichere dir jetzt deine Weiterbildung und spare mit dem Code
„OSTERN15“ ganze 15 %!

📅 Gültig bis 9. Mai 2025
🌷 Nur für kurze Zeit – verpasse nicht deine Chance!

*Nicht kombinierbar mit anderen Aktionen oder Rabatten.